Tanz ums billige Geld: Mehr und mehr Amerikaner leben auf Pump

Skyline der Stadt Norfolk: Die US-Banken offerieren billiges Geld – und die Amerikaner bedienen sich.

Zwischen 1995 und 2005 ist der Schuldenberg in den USA jährlich um 8,1 Prozent gewachsen. Dazu trugen die ausstehenden Schulden von Finanzinstituten einen besonders grossen Teil bei (Wachstum um jährlich 12,2 Prozent). Der Staat hat sich in den letzten Jahren, unter George W. Bush, deutlich stärker verschuldet als in der Periode zuvor. Auch der Schuldenbetrag der Privathaushalte nahm im Durchschnitt um 8,6 Prozent jährlich zu.

Um nach dem 11. September 2001 eine Rezession zu verhindern, stutzte die US-Notenbank, das Federal Reserve Board (Fed), die Zinsen auf das niedrigste Niveau seit 45 Jahren zurück. Dies stützte und stützt den Konsum: Statt zu sparen oder ihre Schulden abzuzahlen, nehmen viele Eigenheimbesitzer eine höhere Hypothek auf und begleichen damit Rechnungen für neue Möbel und Autos. Laut der ‚NZZ am Sonntag’ sind 2002-2004 deswegen vermutlich 400 Milliarden Dollar in die US-Wirtschaft geflossen.

Dazu kommt: Viele Amerikaner gehen hohe Schulden ein, die sich ein Haus eigentlich gar nicht leisten könnten; jeder Einkommenseinbruch würde sie zum Verkauf zwingen. Doch das scheint sie nicht abzuschrecken, denn die Immobilienpreisen in manchen Ballungsgebieten steigen und steigen (in New York und Washington um 80 Prozent in fünf Jahren, in einzelnen Teilen Floridas um 100 Prozent), was die Spekulation anheizt.

Fed-Chef Alan Greenspan kann den Preisanstieg bei Immobilien nicht zügeln – die langfristigen Zinsen des Hypothekarmarkts kann er im Unterschied zu den kurzfristigen nicht festsetzen. Beobachter befürchten eine Welle von Privatkonkursen, einen Absturz des Immobilienmarktes und eine tiefe Rezession – mit Folgen für die gesamte Weltwirtschaft.

Datum: 15.06.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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