Premiere in Ägypten

Staatsoberhaupt besucht den Weihnachtsgottesdienst

Der ägyptische Präsident al-Sisi hat dieser Tage die Herzen der 20 Millionen Kopten erobert und Geschichte geschrieben: Als erster Präsident Ägyptens besuchte Abdel Fattah al-Sisi den Festgottesdienst der koptischen Christen in Kairos Markuskathedrale. Wenige Tage zuvor hielt er eine Rede über die Reform des Islam.
Ägyptens Präsident al-Sisi
Die Markuskathedrale in Kairo.

Mit eilenden Schritten, so Teilnehmer am Gottesdienst, ging er auf den koptischen Papst Tawadros zu. Sisi unterbrach die Messe und hielt eine kurze Rede: «Es konnte ja nicht gehen, dass ich euch nicht zum Weihnachtsfest beglückwünsche!»

«Es gibt nur Ägypter, und wir sind alle Ägypter – Ich habe mich vom Flughafen zu euch fahren lassen. Denn es gehört sich nicht, dass ich euch zu Weihnachten nicht beglückwünscht hätte. Lasst uns einander lieben und dieses schöne Land Hand in Hand aufbauen!» Klatschen und Jubelrufe unterbrachen den Gottesdienst.

Er sei gekommen, um eine Botschaft der Einheit zu überbringen, liess der fromme Muslim die Gläubigen wissen.

Zwar hatten frühere Präsidenten die Kathedrale und den koptischen Papst ebenfalls besucht, aber nicht während eines Gottesdienstes und nicht zu Weihnachten. Die vorherigen Staatschefs hatten dem Papst ihre Weihnachtsgrüsse telefonisch übermittelt. Bisher wurde kein Vertreter an die Festlichkeit entsendet.

Symbol und Signal

In der ägyptischen Presse wird dieser erste Auftritt eines Präsidenten als prägendes Symbol gewertet. Ausserdem sei die Botschaft durch einen Besuch von Premier Ibrahim Mehleb in der Kirche verstärkt worden. Er wiederholte die Worte al-Sisis, dass die Frage nicht sei, ob jemand Muslim oder Christ sei, es zähle nur, dass alle Ägypter seien.

Für die Kopten ist es ein wichtiges Signal, dass der Staat sich für sie einsetzt und Ausgrenzung (hoffentlich) nicht mehr zulassen will. In früheren Jahren erlebten ägyptische Christen in der Weihnachtszeit verschiedentlich Anschläge.

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Datum: 10.01.2015
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Orthodoxe Nachrichten-Agentur (ONA)

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