Brücken, die tragen

Muslime staunen über Christen auf Augenhöhe

«ReachAcross» baut Brücken im übertragenen und Brunnen im technischen Sinne. Die internationale Organisation engagiert sich für das Wohl von Muslimen in verschiedenen Ländern. Pfarrer Jürg Gugger, Leiter von ReachAcross Schweiz, gibt einen Einblick in das Wirken im In- und Ausland.
Kinder bedienen eine Pedalpumpe um das Land zu bewässern

Livenet.ch: Jürg Gugger, wer ist ReachAcross?
Jürg Gugger: Wir sind eine internationale christliche Missionsorganisation. Unsere Mitarbeiter sind seit 1951 in islamischen Ländern tätig. Mit verschiedenen Projekten leisten sie Hilfe zur Selbsthilfe. Die Motivation unserer Mitarbeiter ist der christliche Glaube.

Ihr seid in etlichen Ländern tätig, nennen Sie doch ein Beispiel.
In einem kleinen, ostafrikanischen Land leitet ein Schweizer Mitarbeiter ein Bewässerungsprojekt. Das Land gehört zu den heissesten der Welt. Es ist trocken, doch es verfügt über Grundwasser. Die Leute dort leben mehr schlecht als recht von der Viehzucht, Landwirtschaft ist ihnen nicht bekannt. Mit einfachen Pedalpumpen ist es möglich, Grundwasser zu pumpen, damit die Menschen auf einfache Weise Landwirtschaft betreiben können. So können sie Gemüse und Früchte anbauen und haben dadurch ein Einkommen, weil sie die Produkte auch verkaufen können.

Wie wirkt ReachAcross insgesamt?
Unsere Leute sind darauf eingestellt, in ein Land zu gehen und lange dort zu bleiben. Sie lernen auch die einheimische Sprache. Zusammen mit den Einheimischen schauen sie, wie nachhaltige Hilfe geleistet werden kann. Es sollen Projekte initiiert und durchgeführt werden, die auch weiterbestehen, wenn die «Westler» wieder gegangen sind.

Sie sprechen auch von Brückenbau, Versöhnung und Verständigung. Was muss man sich darunter vorstellen?
Es gibt in der islamischen Welt sehr viele Vorurteile, was den christlichen Glauben anbelangt. Viele Muslime sehen den Westen immer noch als Macht, die sie unterdrücken will. Sie sehen westliche Armeen, die in fremden Ländern Kriege führen, und sie identifizieren den Westen mit dem Christentum. Sie sehen Reichtum, Überfluss und Egoismus. Sie staunen dann, wenn ihnen Christen auf Augenhöhe begegnen und sich wirklich für sie und ihr Leben interessieren. So versuchen wir Vorurteile abzubauen und Begegnungen zu ermöglichen.

Gleichzeitig arbeitet ReachAcross auch in der Schweiz, was geschieht da?
Der Islam ist in den letzten Jahren auch in der Schweiz ein grosses Thema geworden. Rund 450'000 Muslime leben heute in der Schweiz. Wir arbeiten nicht direkt unter ihnen, sondern leisten Aufklärungsarbeit. Wir gehen in Kirchgemeinden und Freikirchen und sprechen dort über Islam-Themen. So versuchen wir Ängste und Mauern abzubauen, welche Christen in der Schweiz gegenüber Muslimen haben.

Datum: 17.02.2014
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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