Hilfswerk PPSSP

Christen leisten ganzheitliche Hilfe für Vertriebene im Ostkongo

Katunga, 35, hat sich und ihre sechs Kinder mit einer langen Wanderung durch den Wald gerettet. Wo ist ihr Mann?
So provisorisch wie alle Häuser: Kirche im Camp.
Die Macht aus den Gewehrläufen: Stammeskämpfer
Eine der PPSSP-Beraterinnen im Camp.
Schutz vor Krankheiten – gewusst wie

Sie haben selbst flüchten müssen und Unsägliches erlitten – aber nun helfen sie denen, die nach ihnen vertrieben wurden. Und setzen damit im Ostkongo inmitten von Gewalt und Misstrauen ein strahlendes, Mut machendes Zeichen der Solidarität.

Im Hilfswerk PPSSP haben sich einheimische Christen organisiert, um ihren Landsleuten das Überleben zu sichern. In acht neuen Flüchtlingslagern mit je etwa 400 Haushalten nördlich der Stadt Beni arbeiten mehr als 40 Gesundheits-BeraterInnen, die den Leuten beibringen, wie sich sich gegen Krankheiten schützen können.

Viele tausend 'Haushalte' haben Wasserbehälter, Moskitonetze und Seife erhalten. Die Helfer von PPSSP gehen in Gesprächsrunden und Beratungen auf die Nöte und inneren Verletzungen ein. Das Hilfswerk Tear Fund Schweiz ruft zu weiteren Spenden für die Flüchtlinge bei Beni auf, um ihr Überleben zu sichern.

Diamanten und Coltan – das grosse Geld lockt

Im äussersten Nordosten des Kongo, unweit der Grenze zu Uganda, herrscht seit dem Zerfall der Diktatur Mobutus das Faustrecht. Seit Jahren bekämpfen sich Stammesmilizen der Hema und der Lendu.

Angeheizt werden die Spannungen offenbar von Kreisen in Uganda, die sich so die Diamanten und den Handy-Rohstoff Coltan, der in der Erde der Ituri-Provinz liegt, leichter unter den Nagel reissen können. Frankreich sandte im Sommer Spezialtruppen nach Bunia, um weitere Massaker zu verhindern. Sie wurden im September von UNO-Soldaten (Monuc) abgelöst.

Zwei Flüchtlingswellen

Die Raubzüge der Milizen, die niemand schonen, haben im Sommer 2002 und im Frühjahr 2003 je 60'000 Personen zur Flucht in die südliche Nachbarprovinz Nord-Kivu veranlasst. Viele mussten mitansehen, wie ihre Angehörigen ermordet wurden, und wanderten dann tagelang, um dem Horror zu entkommen.

Für die in der zweiten Welle Geflüchteten haben evangelische Christen aus der ersten Welle das Hilfswerk PPSSP (Programme de Promotion de Soins de Santé Primaires) gegründet. Die 40 Beraterinnen und Berater haben früher eine zweijährige Ausbildung durchlaufen.

Einziges einheimisches Werk

PPSSP arbeitet in der Region als einziges einheimisches Werk mit dem gleichen Status wie grosse internationale Hilfsorganisationen. Es wird unterstützt vom Hilfswerk Tear Fund in England und der Schweiz.

Die Eidgenossenschaft unterstützte im Sommer die von PPSSP geleistete Überlebenshilfe mit 80'000 Franken; ebensoviel steuerte Tear Fund in Zürich, das Hilfswerk der Schweizerischen Evangelischen Allianz, bei. Für die nächsten Monate sind weitere 150'000 Franken erforderlich.

Wohltat für Körper, Seele und Geist

Die Nahrungsmittelversorgung der Vertriebenen ist laut Gerhard Bärtschi von Tear Fund in Zürich weiterhin nicht gesichert. Rund 1000 Kinder und Mütter erhalten regelmässig Porridge-Mahlzeiten. Ohne diese Hilfe wären sie unterernährt. Mit Plastikblachen wurde eine Kirche eingerichtet.

Genauso wichtig ist aber die Seelsorge an vergewaltigten Frauen und anderen traumatisierten Menschen, die die Schreckensbilder nicht vergessen können. Die Helfer stehen ihnen bei im Blick auf den Tag, an dem Christus seinen Menschen alle Tränen abwischen wird.


Datum: 06.12.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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