10. Dezember

Die wirklichen Stars stehen nicht auf der Bühne - Der Kampf für Menschenrechte lohnt sich!

Mansour-al-Kikhiya
Shahbaz Bhatti
Gunnar Wiebalck

Viele Staaten treten die Menschenrechte mit Füssen. Sie machen den mutigen Menschen, die für die Achtung der Würde des Einzelnen und seiner religiösen Überzeugung sowie für die Meinungsäusserungs- und Versammlungsfreiheit eintreten, das Leben schwer. Manche bezahlen ihren Kampf mit der Gesundheit oder mit dem Leben. Und doch lohnt sich der Einsatz für die Rechte des Menschen!

Das Schweigen brechen

Es geht darum, jene Personen dem Vergessen zu entreissen, die wegen ihres Einsatzes in Haft gesetzt, isoliert und ihrer Stimme beraubt werden. Amnesty International erinnert an das Verschwinden des libyschen Bürgerrechtlers Mansour al-Kikhiya vor genau zehn Jahren. Seine Frau und die Kinder wissen noch immer nicht, ob er tot oder am Leben ist. Der frühere Beamte hatte 1980 gegen Hinrichtungen politischer Gegner Gaddafis protestiert und seine Stelle aufgegeben; er verschwand am 10. Dezember 1993, als er in Kairo an der Konferenz der arabischen Menschenrechtsorganisation teilnahm. Die libyschen Behörden haben al-Kikhiyas Verbleib als Rätsel bezeichnet.

Erfolgreicher Protest

In Pakistan drohte dem Sprecher der christlichen Minderheit, Shahbaz Bhatti, eine Behandlung, wie sie sonst Kriminellen und unerwünschten Personen zuteil wird: Er wurde von den Behörden im Oktober auf die Liste gesetzt, die die Ausreise aus dem Land unmöglich macht. Bhatti hat sich seit Jahren in der Öffentlichkeit für die Rechte der Minderheiten (auch der Nicht-Christen) und namentlich für die Religionsfreiheit eingesetzt. Er steht der pakistanischen Minderheiten-Allianz vor. Eine Welle von Protestbriefen von Christen im Westen hat Ende November dazu geführt, dass Bhatti von der Liste gestrichen und das Reiseverbot aufgehoben wurde.

Internationale Empörung…

Ebenso dürften die Proteste aus vielen Ländern der Nigerianerin Amina Lawal geholfen haben. Sie war zum Tode durch Steinigung verurteilt worden, weil sie nach ihrer Scheidung ein Kind zur Welt gebracht und sich damit, gemäss der Anklage vor einem islamischen Gericht, des Ehebruchs schuldig gemacht hatte. Ein Berufungsgericht hob das Urteil auf, nachdem Lawals Fall weltweit Aufsehen erregt hatte.

Sie gehört zu den Wenigen, von denen man weiss. Wie viele Frauen in der Dritten Welt jedes Jahr ihr Leben verlieren – wegen uralter Traditionen wie der Beschneidung oder weil durch ihre Tötung die Familienehre gerettet werden soll –, kann nur erahnt werden.

…und wirksames Lobbying

Jahrelang hat die Menschenrechtsorganisatione Christian Solidarity International gegen die Versklavung von Menschen im Südsudan gekämpft. 80'000 Schwarze wurden freigekauft und diese Aktionen auf international publik gemacht. Bei einigen Freikaufaktionen waren auch einige US-Pastoren gleicher Hautfarbe zugegen.

Die Nachfahren deportierter Afrikaner erkannten in den Sudanesen ihre misshandelten Schwestern und Brüder. Sie dokumentierten die Gräuel im Sudan für die Medien und erregten damit soviel Aufsehen, dass der Druck auf die Regierungen in Washington und Ottawa wuchs, mehr für die Befriedung des Sudans zu tun. Nun hofft das grösste Land Afrikas auf ein Ende des 20-jährigen Bürgerkriegs.

Zu weit weg, zu normal?

Anderseits werden die Menschenrechtsverletzungen in vielen Ländern kaum wahrgenommen. Kaum je hört man von Eritrea, von Somalia, von Verfolgten in Saudi-Arabien oder Burma. Dass in Indien jede Woche Christen verprügelt, Nonnen bedroht, Evangelisten vertrieben werden, beschäftigt die Medien hierzulande nicht. In China werden nach wie vor fähige und initiative Christen, die ihr Gemeindeleben nicht der Kontrolle kommunistischer Behörden ausliefern wollen, verhaftet und ihre Häuser zerstört. Wen kümmerts?

Die Angriffe von Jihad-Milizen auf Christen auf der indonesischen Insel Sulawesi scheinen so weit weg (immerhin bleiben die Traumstrände Südostasiens auch für Westeuropäer begehrte Feriendestinationen). Die Angst von Jesus-Bekennern vor dem totalitären Regime in Laos, die Bedrängnis von Christen in Sri Lanka angesichts aggressiver buddhistischer Mönche – wem geht sie unter die Haut?

Think globally – and act!

„Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“, schrieb einst der Apostel Paulus. Was er auf die Gemeinde der Christen in Korinth bezog, hat heute, da Informationen sekundenschnell um den Globus rasen, eine weitere Bedeutung:

„Denkt an die Gefangenen“, mahnte in derselben Generation der Schreiber des Hebräerbriefs, „und nehmt an ihrem Schicksal Anteil, als wärt ihr selbst mit ihnen im Gefängnis. Habt Mitgefühl mit den Misshandelten, als wäre es euer Körper, dem die Schmerzen zugefügt werden“ (Hebräer 13,3). Diese Aufforderung ist im 21. Jahrhundert neu ernst zu nehmen – nicht nur am Menschenrechtstag, dem 10. Dezember.

Datum: 10.12.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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