Weltkonzern treibt Kaffeebauern in den Ruin

Kaffeebauer in Kolumbien.

Bremen/Zürich. Nichtregierungsorganisationen (NGO) haben dem US-Konzern Kraft Foods vorgeworfen, 25 Millionen Kaffeebauern in den Ruin zu treiben. Der Konzern, dem unter anderem Marken wie Jacobs und Milka angehören, müsse Kaffeebauern endlich gerechtere Handelsbedingungen gewähren, erklärten die Organisationen am Dienstag in Bremen.

80 Prozent Gewinnsteigerung

Während die Menschen in den Erzeugerländern kaum das Nötigste zum Leben hätten, fahre ein Konzern wie Kraft "riesige Profite" ein. Die Tatenlosigkeit der Konzerne angesichts des dramatischen Zusammenbruchs des Weltmarktpreises für Kaffee sei ein krasses Beispiel von "unfairem Spiel und zweierlei Mass" in der internationalen Handelsordnung, erklärte Jörn Kaliniski von Oxfam Deutschland. Nach seinen Angaben ist der Kaffeepreis im Anbau in den vergangenen 30 Jahren um fast 50 Prozent gesunken und habe 2001 einen 100-jährigen Tiefstand erreicht. Kaffeebauern in Mittelamerika, Afrika und Asien könnten nicht einmal ihre Produktionskosten decken, ihre Familien ernähren oder die Schulbildung ihrer Kinder finanzieren. Kraft solle eine Führungsrolle übernehmen und die Kaffeebauern angemessen entlohnen.

Anlass für die Kritik ist die Jahreshauptversammlung des Kraft Konzerns an diesem Dienstag in New Jersey. Laut Oxfam konnte Kraft in 2002 seinen Nettogewinn um über 80 Prozent steigern, wobei das Kaffeegeschäft einen entscheidenden Anteil gehabt habe.

HEKS hilft Osttimor

Osttimor, zwischen Indonesien und Australien gelegen, ist als jüngstes Land der Weltgemeinschaft am 20. Mai 2002 unabhängig geworden. Ein Jahr danach steht es vor enormen Herausforderungen. Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (Heks) steht den Kaffeebauern bei.

«In Osttimor ist und bleibt die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftsfaktor», sagt Francisco Geronimo, Abgeordneter der regierenden linken Fretilin-Partei, «es ist jedoch dringend nötig, alle Bereiche zu modernisieren.» Die meisten Bauern arbeiten zwar auf ihrem eigenen Land, aber sie haben kein Kapital zur Verbesserung ihrer Lebensumstände und es fehlt an Strassen wie auch an Transportfahrzeugen und Maschinen.

Die Mehrheit der 800 000 Osttimoresen ist direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig. Die wirtschaftliche Lage sei jedoch prekär, viele Menschen hätten keine Arbeit, und das jährliche Prokopfeinkommen liege unter 300 Dollar, schreibt Heks in einem Lagebericht.

Am 20. Mai 2002 erhielt Osttimor die Unabhängigkeit von Indonesien. Schon am nächsten Tag begann der Abzug der Mehrzahl der 8000 UNO-Mitarbeiter. Seit dem Dezember 2002 sei dieser Abzug, insbesondere der UN-Truppen, aber ins Stocken geraten. Proindonesische Milizen hätten ihre Aktivitäten wieder aufgenommen und haben begonnen, Dörfer zu überfallen. Auch Führer der Unabhängigkeitsbewegung sind Ziele ihrer Anschläge.

Heks entschloss sich, einem in Not geratenen Bauerndorf zu helfen. Bis 1999 lieferten die einheimischen Pflanzer ihren Kaffee an indonesische Händler, doch nach dem Abzug der Indonesier mussten sie sich nach neuen Kunden umsehen.

Heks knüpfte Kontakte zum Schweizer Grossverteiler Migros, welche sich bereit erklärte, in den Jahren 2000 und 2001 je 100 Tonnen Kaffee aus Vatu-Nau zu einem Preis, der etwas über dem Weltmarktniveau lag, zu übernehmen. Heks unterstützte dabei die Organisation und Koordination des Kaffeekaufes, der Qualitätssicherung, des Transportes und der Verschiffung nach Indonesien.

Die Migros will jedoch erst wieder Kaffe aus Vatu-Nau kaufen, wenn die Produktion den Grundsätzen des Max Havelaar Labels entspricht, namentlich sind eine stabile demokratische Basisorganisation, nachhaltige Bewirtschaftung sowie gleichbleibende Qualität sicherzustellen, was die Bauern möglichst rasch realisieren wollen, schreibt das Hilfswerk in seinem Bericht.

Quellen: Kipa/RNA

Datum: 25.04.2003

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