Gefahr durch transgene Maispflanzen?

mais

Transgene Maispflanzen sind gentechnisch so verändert worden, dass sie unter anderem selbst einen Frassschutz gegen die Larven des Maiszünslers (Ostrinia nubilalis) produzieren. Der Frassschutz besteht in einem Giftstoff (Eiweiss mit toxischer Wirkung für verschiedene Insekten und Zelltypen), der von einem Bodenbakterium (Bacillus turingensis) natürlicherweise produziert wird und bei diesem untersucht worden ist. Zunächst wurde der Giftstoff - zum Beispiel als Spritzmittel - im Pflanzenschutz eingesetzt. Inzwischen hat man erfolgreich die Bauanleitung (die für die Herstellung notwendigen Gene) vom Bakterium auf Maispflanzen übertragen, so dass diese jetzt das Toxin selbst produzieren und nicht mehr damit behandelt werden müssen.

Das Toxin wirkt dadurch, dass es in der Insektenlarve die Darmwand durchlöchert, Frasslähmung auslöst und so die Larve tötet oder soweit schwächt, dass sie durch andere Faktoren leicht ausgelöscht wird. Der Wirkmechanismus ist so speziell, dass der Giftstoff nur auf wenige Organismen toxisch wirkt.

Transgene Pflanzen müssen vor ihrer Zulassung - wie alle neuen Sorten - umfangreiche Tests bestehen. Im Rahmen dieser Untersuchungen sind auch Prüfungen auf Giftigkeit gegenüber anderen Lebewesen wie Pflanzen, Tieren und Mensch vorgeschrieben. Die Wirkung eines eingesetzten Pflanzenschutzmittels auf das Ökosystem wird vor der Zulassung möglichst umfassend geprüft. Durch unser begrenztes Wissen sind allerdings - trotz aller gebotenen Vorsicht - negative Konsequenzen nicht grundsätzlich auszuschliessen und müssen, sobald sie bekannt werden, entsprechend beachtet und berücksichtigt werden.

Was tun, wenn es zu resistenten Unkräutern kommt?

Transgener Raps konnte durch den Einbau des sogenannten pat-Gens, das aus Streptomyces-Arten (Pilze) gewonnen wurde, gegen das Herbizid Glufosinat unempfindlich gemacht werden. Die gentechnisch veränderten Pflanzen sind gegen dieses "Unkraut"-Vernichtungsmittel resistent. Raps (Brassica nabus) ist durch eine Kreuzung verschiedener kohlartiger Pflanzen (Brassicaceae) entstanden und kann mit vielen Vertretern rückgekreuzt werden. Versuche mit Raps werden unter anderem aus diesem Grunde von umfangreichen Untersuchungen begleitet. Eine Übertragung der Herbizidresistenz, zum Beispiel auf Hederich (Raphanus raphanistrum), ist bisher nur unter extremen, künstlich herbeigeführten Bedingungen beobachtet worden. Das heisst aber, dass dies auch in der landwirtschaftlichen Anwendung nicht auszuschliessen ist. Resistenzen stellen heute eine zunehmend grosse Herausforderung dar - auch im Gesundheitswesen. Wir Menschen versuchen darauf mit "Resistenz-Management" zu reagieren, das heisst, wir entwickeln Methoden, um die Verbreitung von Resistenzen möglichst gering zu halten.

Gentechnisch veränderte Pflanzen sind unter diesem Gesichtspunkt ein neuer Faktor, aber das Problem von Resistenzbildung besteht unabhängig davon und schon lange vor der Nutzung transgener Organismen. Hier sind pragmatische Abwägungen unter Berücksichtigung möglichst aller bekannten Faktoren und Zusammenhänge nötig. Eigentlich versuchen wir aber damit 3. Mose17 zu umgehen: ...weil du mein Verbot übertreten hast, soll der Acker verflucht sein. Dein Leben lang wirst du hart arbeiten müssen, damit du dich von seinem Ertrag ernähren kannst....

Datum: 27.03.2002
Autor: Paul Stalder
Quelle: Chrischona Magazin

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