Wenn aus Hingabe ein Zwang wird

Schluss mit falscher Aufopferung!

«Sie opfert sich für die Kinder auf.» «Er macht sich für seinen Beruf kaputt.» Das klingt erst mal heldenhaft und bewundernswert. Doch tatsächlich kann man mit überzogener Aufopferung mehr kaputt machen als nur sich selbst. Wann aus Hingabe zerstörerische Selbstopferung wird und wie man aus diesem Verhaltensmuster herauskommt, verraten wir Ihnen hier.
Frau

Hingabe und Leidenschaft sind wichtig. Wer nicht bereit ist, zu geben, wird es in Beziehungen und im Job schwer haben. Doch es gibt auch eine falsche Art der Hingabe, ein übermässiges Aufopfern. Das passiert, wenn Menschen Grenzen nicht wahrnehmen und immer weitermachen. Leider schadet man damit nicht nur sich selbst, meistens leidet auch das Umfeld darunter. Hier sind Tipps, wie man zerstörerischer Aufopferung auf die Spur kommt und was man dagegen tun kann.

Aufopferung in der Partnerschaft

Sie gehen in Ihrer Partnerschaft dauerhaft über Ihre Kraft hinaus. Überprüfen Sie Ihre Motive und machen Sie sich bewusst: Derjenige, für den Sie sich aufopfern, hat nicht unbedingt etwas davon. Ihrem Partner ist es sicher lieber, dass Sie selbst glücklich sind, als dass Sie abgearbeitet, freudlos oder krank sind. Sich für den Partner aufzuopfern ist kein Ausdruck von Liebe. Oft wird diese Verhaltensweise manipulativ eingesetzt. Manchen erscheint es als das letzte Mittel, um den anderen zu beeinflussen. «Ich opfere mich für dich auf» hat ausgesprochen oder unausgesprochen eine sehr mächtige Wirkung auf den anderen. Doch diese Kraft ist nicht aufbauend, sondern zerstörerisch.

Aufopferung im Job

Menschen, die sich in ihrem Job aufopfern, sind typische Burnout-Kandidaten. Gedanken wie: «Bevor ich es anderen erkläre, mach ich es lieber selbst...», «Die anderen können das nicht so gut wie ich», aber auch Angst um Anerkennung oder Jobverlust können zu übertriebenem Engagement führen. Es gibt Männer, die sich für ihre Firma aufopfern und das unbewusst als verzweifelte Hingabe an Frau und Familie verstehen. «Männer haben häufig keinen Zugang zu ihren Gefühlen», meint der Soziologe Holger Heide, «und so versucht ihre Seele, sie durch Arbeit und Überarbeitung zu zeigen.» Heide mutmasst, dass viele Herzinfarkte verdeckte Opferhandlungen sind.

Raus aus der Opfermentalität

Machen Sie sich klar, dass übertriebene Aufopferung nichts Gutes ist und alle Beteiligten darunter leiden. Überlegen Sie sich, warum Sie dazu neigen, sich aufzuopfern. Haben Sie in Ihrer Kindheit gelernt, dass Sie dadurch Anerkennung erfahren? Ist Ihr Leidensweg ein Versuch, Liebe und Wertschätzung zu erarbeiten? Machen Sie sich bewusst, dass dieses Verhaltensmuster falsch ist und krank macht. Gott liebt Sie, selbst wenn Sie nichts leisten. Sie sind bereits wertvoll, es braucht kein überzogenes Engagement. Sprechen Sie mit Ihrem Partner über Ihr Verhalten und Ihre Grenzen. Was wird Ihnen, ehrlich gesagt, zu viel? Was tun Sie, was Ihnen keine Freude macht? Wo kann man Aufgaben besser aufteilen? Wo können auch Ihre Kinder mit anpacken?

Gehen Sie auch auf Kollegen oder Ihren Chef zu und setzen Sie sich für eine gerechte Verteilung der Aufgaben ein. Niemand sonst, als Sie selbst, kann einschätzen, wo Ihre Grenzen liegen. Scheuen Sie nicht die Lösungen, wo auch andere gefragt sind. Es ist auf Dauer nicht gut, wenn immer Sie den Schlechteren ziehen – nur damit den anderen vermeintliche Schwierigkeiten erspart bleiben. Und dann hören Sie auf, sich selbst zu bedauern und andere anzuklagen. Achten Sie bewusst auf die schönen Dinge, die jeden Tag passieren und seien Sie dankbar dafür.

Zum Thema:
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Datum: 24.04.2016
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: jesus.ch / simplify.de

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