Exil-Kopte Medhat Klada:

«Auch in der Schweiz wird teilweise Hass gepredigt»

Nach der Ermordung von 21 Christen in Libyen hat sich die ägyptische Regierung solidarisch gezeigt mit den Opfern. Der Exil-Kopte Medhat Klada spricht deshalb von positiven Veränderungen in seinem Heimatland. In der Schweiz fühlt er sich nicht bedroht, warnt aber vor der Gefahr des Islamismus.
Medhat Klada
Ägyptens Präsident al-Sisi

idea Schweiz: Herr Klada, wie beurteilen Sie die Reaktion der ägyptischen Regierung auf die Gräueltat des IS in Libyen?
Unsere Regierung hat sich sehr gut verhalten. Sie unterstützt die Familien der getöteten Kopten moralisch, aber auch finanziell. Die Familien erhalten 100'000 Ägyptische Pfund (gut 12'000 Franken) vom Staat. Ein ägyptischer ­Geschäftsmann hat nochmal 100'000 Pfund draufgelegt. Es geht aber nicht nur um Geld, es geht um die Haltung. Präsident al-Sisi hat sich mit dem koptischen Papst ­Tawadros II getroffen. Er hat die Opfer als «Märtyrer» bezeichnet. Das ist ein Zeichen der Solidarität, weil in unserer Kirche diese 21 Männer nun als Märtyrer gelten. Die Kirche in ihrem Heimatort wurde sogar offiziell in «Märtyrer­kirche» umbenannt. 13 Opfer stammten aus dem Dorf ­Al-Our in Oberägypten, das nun mit dem Segen des Präsidenten «Märtyrerdorf» genannt wird.

Bedeutet das, dass es den Kopten unter der neuen Regierung besser geht?
Ja, das ist definitiv so. Abdel Fattah al-Sisi behandelt alle Ägypter gleich. Das erste Mal in der Geschichte unseres Landes besuchte unser Präsident am koptischen Weihnachtsfest am 7. Januar einen christlichen Gottesdienst.

Haben die Terroristen die Kopten nicht nur deshalb erkannt, weil sie ihre Religion im Pass angeben müssen?
Man erkennt die Kopten an ihren Namen, wie zum Beispiel Matthäus oder Lukas. So kann man die Christen sehr leicht von den Muslimen unterscheiden. Es stimmt, in der ID wird die Religionszugehörigkeit angegeben, aber nicht im Reisepass.

Die Christen sind also nur wegen ihrer Religion gestorben?
Ja, der Anführer der Terroristen hat gesagt, wir bringen die Ungläubigen um, weil der Prophet das befohlen hat. Das ist leider nichts Neues für fanatische Muslime. Es gab in der islamischen Geschichte immer wieder solche Fälle. Schon Mohammed und Abu-Bakr, der zweite Mann, führten Krieg gegen Ungläubige. Der IS ist nicht einfach vom Himmel gefallen. Auch in meiner Heimat gibt es Hass­prediger, zum Beispiel mitten in Kairo an der al-Azhar-Universität. Bis heute wird dort der Jihad gelehrt.

Es gab schon früher einmal Polizeischutz für koptische ­Kirchen. Wie sehen Sie die Gefahr in der Schweiz?
Es gibt einige Moscheen in der Schweiz, deren Predigten man übersetzen lassen müsste. Denn auch in der Schweiz wird teilweise Hass gepredigt. Leider schauen die Regierung und die Polizei nicht hin. Sie sind naiv.

Fühlen Sie sich persönlich bedroht?
Ich werde nicht bedroht, aber ich habe auch keine Angst. Ich würde mein Leben für meinen Glauben opfern. Mein Vertrauen ist in Gott. Wenn er entschieden hat, dass meine Zeit gekommen ist, dann ist das für mich kein Problem. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich mir um die Schweiz Sorgen mache. Die Schweiz ist wirklich ein sehr schönes Land und ein sehr liebes Volk, aber wir müssen aufpassen.

Was wünschen Sie sich von den Christen in der Schweiz?
Natürlich freuen wir uns über Hilfe für Flüchtlinge durch die Hilfsorganisationen. Meine Hoffnung ist, dass die Politik unsere Regierung in Ägypten unterstützt, weil sie gegen den Terrorismus kämpft. Wenn der IS weitere Gebiete erobert, wird er zu einer Gefahr für die ganze Welt.

Datum: 02.03.2015
Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: www.ideaschweiz.ch

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