Nicht nur einmal im Jahr

Danke sagen – Tür zum Leben

«U ne Stimm, wo für all die Wunder ab u zue mal Danke seit», wünscht sich der Liedermacher Peter Reber schon seit Jahren. Nicht nur einmal im Jahr sollten wir es praktizieren: Das Danken. Danken ist für viele Menschen der natürlichste Einstieg in den Glauben.
Dankbarkeit

Es kann gut sein, dass am diesjährigen Dank-, Buss- und Bettag vom letzten Sonntag mehr Menschen in der Schweiz mal wieder von Herzen Danke gesagt haben. Nicht auf der Flucht sein zu müssen, in einem Land mit wirtschaftlicher und politischer Stabilität zu leben, und in einem so atemberaubend schönen Land dazu, das verleitet zur natürlichen Reaktion der Dankbarkeit. Sie kommt oft spontan aus einem Gefühl des Beschenktseins: «Wie gut habe ich es!» oder «Wow, dieser Reichtum an Früchten, kaum zu fassen!» Es ist gut und sehr wichtig, dass wir solchen Dank ausdrücken.

Akt der Höflichkeit

Eigentlich ist «Danke sagen» etwas Natürliches und ein Akt der Höflichkeit. Schon unsere Kinder lehren wir, «Merci» zu sagen, und, seien wir doch ehrlich, ein Kind oder einen Jugendlichen, der Merci sagt, schaut man mit anderen Augen an. Man ist auch eher geneigt, noch mehr zu geben, oder? «Danke» bedeutet eine  Anerkennung dafür, dass man etwas gegeben hat. Das Ergebnis ist Freude – Freude beim Beschenkten und Freude beim Geber. Das Wort für den christlichen Gottesdienst ist «Dank», Eucharistia. Und die Erfahrung zeigt: Wer dankt, bekommt immer mehr Gutes. Offenbar beschenkt Gott dankbare Menschen gern und zeigt ihnen immer mehr, wie gut Er ist (ein recht menschlicher Zug, nicht wahr?).

Danken verändert

Vielleicht haben Sie es jetzt gemerkt: Dankbarkeit verändert. Verändert die Optik, die Gefühle und die Beziehung. Wir reden viel davon, negatives Denken und negative Haltungen zu überwinden. Danken ist eine Entscheidung, die vielen kleinen und grossen Dinge des Lebens wahrzunehmen und ein Feedback darauf zu geben. Damit wird das Schwere nicht verdrängt, aber es wird ein bewusster Akzent auf das Gute gelegt. Wer mit älteren Menschen arbeitet, weiss, dass es zwei Arten von Senioren gibt. Die einen klagen über alles, was nicht gut ist, was weh tut und überhaupt. Den anderen tut genau so viel weh, aber sie strahlen einen Frieden aus. Der Grund ist, dass sie früh gelernt haben, Danke zu sagen. Die einen fragen «Warum ist mir all das Schwere passiert?», die anderen «Womit habe ich all das Gute verdient?»

Hier geht es nicht um Pessimisten und Optimisten, sondern um den Grundentscheid, dankbar zu sein.

Danken - mit Adresse

«Für all die Wunder ab und zu mal Danke sagen» – ja, aber an welche Adresse eigentlich? Danken kann man nur einer Person, einem «Du», nicht dem Weltall. Was würden wir sagen, wenn ein Mensch aus verzweifelter Lage gerettet und mit ganz viel Gutem überschüttet wird, der sich aber sagt «es ist mir egal, ob das alles Zufall ist oder ob die Liebe eines Gebers dahintersteckt».

«Ein Mensch, den wir achten, hat den Wunsch zu danken, wenn es dafür einen Adressaten gibt. Und er würde alles daran setzen, um das herauszufinden», sagt der Philosoph Robert Spaemann und fährt fort: «Es gibt gewiss verschiedene Motive, die einen Menschen veranlassen, die Frage nach Gott zu stellen. Das tiefste Motiv ist wohl dies: Danken können und aus dem Dank leben können».  Danken kommt oft aus einem schönen Gefühl, ist aber weit mehr; es hängt im Deutschen zusammen mit Denken. Dankbarkeit zieht aus allem Guten, das wir erfahren und allem Schönen, das wir sehen, den Schluss: da ist einer, der sich um uns kümmert und der gern schenkt. Könnte es sein, dass Gott a) gut und b) wirklich an mir interessiert ist?

«Gottes Güte führt zur Umkehr», sagt Paulus einmal (Die Bibel, Römerbrief, Kapitel 2, Vers 4). Treffend dazu auch das Zitat von Ralf Luther: «Danken ist der Blickwechsel vom Werk zum Meister, vom Geschöpf zum Schöpfer, von der Gabe zum Geber». Dank wird konkreter, grösser und reicher, wenn der Geber alles Guten hinter der Gabe in den Blick kommt: «Dankt dem Herrn! Er ist freundlich, und seine Güte dauert ewig» (Die Bibel, Psalm 107, Vers 1).

Datum: 23.09.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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