«Sie sind Brüder und Schwestern»

Abt Werlen: «Lampedusa liegt auch in der Schweiz»

Als «Schande» für Europa bezeichnet der Abt von Einsiedeln, Martin Werlen, den Untergang eines Flüchtlingsschiffs vor Lampedusa, mit über 290 Toten. Er ruft zu mehr Anteilnahme auf.
Abt Martin Werlen

Der Abt spricht von Hunderten Menschen, die bereits vor der Küste der europäischen Ferieninsel grausam ertrunken sind: Frauen, Kinder und Männer, die der Perspektivenlosigkeit ihrer afrikanischen Heimat entfliehen wollten, voller Hoffnung auf ein neues Leben in Europa in Würde, Anstand und ohne tägliches Elend. «Hunderte Male wurde dieser Funken Hoffnung jäh zerstört, hunderte Male führte die Sehnsucht nach einem menschenwürdigen Leben direkt in den Tod», betont der Abt.

«Schande für uns»

Das Geschehen vor der Insel bezeichnet der Abt als eine «Schande für das reiche Europa, als Schande für uns». Die «Schande von Lampedusa» sei ein Resultat der «Globalisierung unserer Gleichgültigkeit». Papst Franziskus traure um die Opfer, aber er rücke auch Europas Verantwortung ins Zentrum, indem er sage: «Wir müssen lernen, Flüchtlingen als Brüder und Schwestern zu begegnen». Als Menschen, die vor allem ein ernstes Problem haben, und nicht als Menschen, «die vor allem uns Probleme machen». In den letzten Jahren habe man hier oft das Gegenteil getan und alles daran gesetzt, «uns die Probleme der Flüchtlinge vom Hals zu halten.»

Beschämend

Die Schweiz könne sicher nicht allein alle Probleme der Welt lösen und allen Armen der ganzen Welt eine neue Heimat geben. Man müsse sich aber fragen, mit «welcher Haltung gehen wir die Probleme an?» Nur wenn, so der Abt, «wir uns von der Schande von Lampedusa beschämen lassen und unsere Haltung ändern hin zu mehr Anteilnahme statt Abschottung, mehr Grossmut statt Gleichgültigkeit, mehr Menschenfreundlichkeit statt Menschenverachtung, dann muss sich die Schande von Lampedusa nicht wiederholen. Lampedusa liegt auch in der Schweiz.»

Datum: 12.10.2013
Quelle: Kipa

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