Thomas Schaufelberger

Pfarrer sollen vom Hirten zum Begleiter werden

«Heutige Pfarrer brauchen neue Kompetenzen», sagt Thomas Schaufelberger. Sie sollten zum Beispiel gut zuhören können. Und die Freiwilligen ernst nehmen.
In einem Workshop der 1. Impuls-Tagung «fresh expressions of church»

Ein Pfarrer oder eine Pfarrerin muss sich auf eine neue Generation von Gemeindemitgliedern mit völlig verschiedenen Lebenswelten einstellen, sagte Schaufelberger unlängst in der Mittelland-Zeitung. Er leitet die Arbeitsstelle für die Aus- und Weiterbildung der Pfarrer Deutschschweizer Landeskirchen in 18 Kantonen.

«Es genügt nicht, dass wir sagen: Wir sind die Volkskirche, und die Leute kommen von alleine». Pfarrpersonen müssten hinausgehen zu den Menschen und mit ihnen unterwegs sein. Sie müssten ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte kennen.

Das heisst zum Beispiel: Ein Pfarrer muss gut zuhören können, damit er aufnimmt, was in einer Gemeinde läuft und welche Erwartungen da sind. Ein Pfarrer ist in Zukunft weniger der Hirte. «Er wird zum Begleiter», sagt Schaufelberger.

Freiwillige ernster nehmen

Besonders wichtig ist ihm der Umgang mit Freiwilligen. «Ein Pfarrer soll noch stärker ihnen gegenüber die nötige Wertschätzung zeigen», betont Schaufelberger. Freiwillige wollen nicht nur Couverts mit Prospekten füllen, oder nach dem Kirchenkaffee das Geschirr abwaschen, sondern zum Beispiel auch bei der Gestaltung des Gottesdienstes und der Predigt mitwirken. «Viele Freiwillige möchten stärker mitgestalten, als wir oft meinen», ist er überzeugt. Ein Gefälle zwischen dem Pfarrer und den Freiwilligen und anderen Kirchgemeindemitgliedern sei daher nicht mehr angemessen. Es sei ja längst nicht mehr so, dass der Pfarrer kraft seines Amtes und dank seines Theologiestudiums in Glaubensfragen «alles» wisse und das Gemeindeglied völlig unwissend sei. Und allen, die es noch nicht gemerkt haben sollten, gibt er zu bedenken: «In den Mitgliedern einer Gemeinde steckt ein oft ungeahntes Potenzial.»

Das Konkordat der Kantonalkirchen erarbeitet daher eine neue Kompetenzentafel. Sie soll noch dieses Jahr verabschiedet und in der Aus- und Weiterbildung umgesetzt werden. In erster Linie sollen die Neuerungen im Praktikumssemester der Theologie-Studierenden und im einjährigen Lernvikariat angewandt werden. 

Attraktiver Beruf

Der Pfarrberuf sei attraktiv, versichert Schaufelberger. Man habe immer mit Menschen zu tun, könne sie einen schönen Teil ihres Wegs begleiten, wobei es um tiefgründige Fragen gehe. Ausserdem habe man einen grossen Spielraum, wie man seinen Beruf erfülle, es sei viel Selbstverantwortung damit verbunden: «Es ist der schönste Beruf, den es gibt.»

Datum: 21.06.2013
Quelle: Livenet / AZ

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