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Der christliche Glaube entlastet vom Erwartungsdruck

Der christliche Glaube soll Eltern unterstützen und nicht zusätzlich unter Druck setzen. Die Leitlinien dafür legten die Pädagogen Käthi und der Theologe Daniel Zindel am Forum Ehe+Familie am 8. September 2012 in Aarau (Schweiz).
Käthi und Daniel Zindel

Viele Eltern stehen heute unter Druck, perfekte Kinder zu haben und diese perfekt zu erziehen, sagte der Theologe und Leiter eines christlichen Sozialwerks im Kanton Graubünden, Daniel Zindel, am 8. September 2012 in Aarau. Zu Unrecht. Er erinnerte daran, dass die biblische Sozialethik davon ausgehe, dass Gott den Menschen gut geschaffen habe, auch wenn er oft «Schlagseiten» aufweise. Gott habe «gute Ordnungen» gesetzt, die Menschen trotz allen Defiziten eine Grundlage zum Leben vermittelten.

Diese Einsicht entlaste Eltern von der scheinbaren Pflicht, perfekte Kinder zu haben. Zindel: «Wir sind nicht Schöpfer unserer Kinder, auch wenn sie unsere Schlagseiten haben. Wir sollen daher nicht an ihnen herummodellieren. Wir sind nur ihre Begleiter!»

Selbstanalyse hilft

Zindel forderte Eltern auf, sich selbst die Frage zu stellen: «Suche ich meinen Sinn im Leben, wenn ich das perfekte Kind heranziehen will?» Er warnte auch vor der falschen Meinung, dass Kinder permanent die Aufmerksamkeit der Eltern haben müssten, um sich gut zu entwickeln. Es könne sogar von Vorteil sein, wenn Eltern noch andere Ziele hätten, als allein gute Kinder heranzuziehen. Er spielte dabei auf die eigenen Erfahrungen und die seiner Frau Käthi Zindel an, die sich beide engagiert im Sozialwerk und in der Familienberatung engagieren.

Käthi Zindel wies auf einen andern grossen Entlastungsfaktor hin: Eltern dürfen auf Vergebung setzen, wenn sie Fehler gemacht haben. «Ich erkannte, dass ich (als Mutter) Fehler machen darf. Ich bin von Gott so geliebt wie ich bin. Er liebt mich nicht, weil ich lieb und fromm bin.»

Unperfekte Schöpfung

Die Frage, ob der Mensch – auch das Kind – gut oder böse sei, bringe die falsche Alternative in die Diskussion. Die jüdisch-christliche Antwort auf die Frage nach dem menschlichen Wesen laute: Der Mensch ist ein einzigartiges Geschöpft, das aber auch Zerbrochenes kennt. In jeder Familie gebe es Gebrochenes: Unsere Schwachstellen, unsere Geschichte, und vieles andere, das wir ungewollt und unbewusst an die Kinder weitergeben.

In der eigenen Erziehungsarbeit habe sich bewährt, so das Ehepaar Zindel, spirituelle und fachliche Aspekte nicht zu trennen, sondern zusammenzuführen. Dies habe ihnen als Eltern auch im Umgang mit den eigenen Kindern in der Pubertät Entlastung verschafft. Im konkreten Fall habe es ihnen geholfen, eine pubertierende Tochter in einer problematischen Beziehung zu lieben ohne ihr zu verschweigen, dass die Beziehung den Eltern Sorge bereite.

Gottes Wege

«Auch wir brauchen einen Gott, der sich nicht von uns abwendet, wenn wir etwas Falsches tun», so die theologische Begründung von Daniel Zindel dazu. Auf dieser Grundlage konnten die Eltern gegenüber der Tochter auch auf Belehrungen verzichten, als die Beziehung schmerzvoll zerbrach. Gott geht den Weg mit uns in guten Ordnungen, aber er geht auch mit uns, wenn wir davon abweichen, so die Überzeugung der Eltern Zindel.

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Datum: 14.09.2012
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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