Mehr Chancen für die Ungeborenen

Fötus
Baby

Washington. In den Vereinigten Staaten sind die Chancen hoch, dass es den Gesetzen für den Lebensschutz nach den jüngsten Wahlen besser ergehen wird. Sogar schon vor der Abstimmung vom 5. November haben sich die Aussichten für die Ungeborenen verbessert.

Die Zahl der Abtreibungen in den Vereinigten Staaten ging zum Beispiel während der letzten Jahre zurück, meldete die “Washington Times” am 9. Oktober. Sie war von 1,56 Millionen in 1987 auf 1,42 Millionen in 1994 gesunken, laut einem vom Alan-Guttmacher-Institut veröffentlichten Bericht. Und bis zum Jahr 2000 war der Pegel auf 1,31 Millionen Abtreibungen gefallen. Allerdings weisen einige Beobachter darauf hin, dass bei den Daten versäumt wurde, die chemischen, von der ‚Morgen-danach-Pille’ eingeleiteten Abtreibungen mit zu zählen.

Abtreibungsrate gesunken

Die Abtreibungsraten bei Fünfzehn- bis Siebzehnjährigen gingen am stärksten zurück, sie sanken von 24 Abtreibungen pro 1000 Teenager im Jahr 1994 auf 15 pro 1000 Teenager im Jahr 2000.

Laura Echevarria, Sprecherin des ‚Nationalen Komitees für das Recht auf Leben’ sagte, dass die Gesetze, die ein elterliches Einverständnis oder ihre Benachrichtigung über Abtreibungen verlangten, eine Rolle beim Rückgang der Schwangerschafts- und -Abtreibungsraten bei Teenagern spielten.

“Während der letzten Jahre hat es auch gemeinsame Bemühungen von Pro-Live-Gruppen, Gesundheitsabteilungen und anderen gegeben, die zum Ziel hatten, Teenager dazu anzuregen, wirklich über die Konsequenzen früher sexueller Aktivität nachzudenken, und ich glaube, dass es Teenagern geholfen hat, auf diese Situationen Acht zu geben,” sagte Echevarria.

Im Bereich der Gesetzgebung hat das US-Repräsentantenhaus ein Gesetz zur Stärkung von Bestimmungen zur Gewissensfreiheit verabschiedet, das es Einrichtungen des Gesundheitsdienstes erlaubt, die Durchführung von Abtreibungen abzulehnen. “Reuters” meldeten damals (am 25. Sept.), dass man nicht erwartet habe, dass der Senat das Gesetz annehmen werde. Das Gesetz erlaubt jeder Gesundheitseinrichtung, zu der sowohl Einrichtungen zur Gesundheitsplanung als auch Krankenhäuser gehören, es abzulehnen, Abtreibungsdienstleistungen anzubieten oder durchzuführen, ohne von einem staatlichen oder einem föderativen Förderungsprogramm benachteiligt zu werden.

Kardinal Anthony Bevilacqua, Vorsitzender des Ausschusses der US-Bischöfe für Pro-Life-Aktivitäten, begrüsste das Gesetz in einem am 8. Oktober an die Senatoren gerichteten Brief, in dem er sie dringend bat, sich mit dem so genannten ‚Abtreibungs-Nicht-Diskriminierungs-Gesetz’ (Abortion Non-Discrimination Act) zu befassen. “In den letzten Jahren hat es bundesweit zunehmende Versuche gegeben, die Gewissensrechte katholischer und anderer Anbieter im Gesundheitsdienst anzugreifen,” merkte der Kardinal an.

Status von Embryonen und Föten

Die Bush-Regierung hat ebenfalls kürzlich einige Schritte zum Schutz der Ungeborenen unternommen. Laut “Washington Post” vom 30. Oktober, ist die Satzung des Bundesberatungsausschusses, welche die Sicherheit von Personen betrifft, die sich freiwillig für Forschungsarbeiten zur Verfügung stellen, verbessert worden, indem sie erstmalig feststellt, dass zu Versuchen verwendete Embryonen menschliche Personen sind, deren Wohl genauso wie das von Föten, Kindern und Erwachsenen berücksichtigt werden muss.

Die Änderung bedeutet nicht, dass den in der Forschung verwendeten Embryonen notwendigerweise der selbe Schutz wie Föten, Kindern oder Erwachsenen gewährt wird. Der Beratungsausschuss kann lediglich dem Gesundheitsministerium Empfehlungen geben, die Forschungsrichtlinien zu ändern.

Aber, so berichtete die “Post”, die Änderung sei ein Sieg für jene, die sich für einen verstärkten Schutz für Ungeborene einsetzen. Sie könnte sogar eines Tages zu grösseren Beschränkungen der Embryonenforschung an einigen Fruchtbarkeitskliniken, Universitäten und Forschungslaboren führen.

In der Tat hatte der Einsatz von Pro-Lebens-Bewegungen gegen die Verwendung fötalen Gewebes in medizinischen Versuchen vor kurzem einen Teilsieg zu verzeichnen, als Wissenschaftler des medizinischen Zentrums der Universität von Nebraska ankündigten, dass sie bei ihrer Forschungsarbeit um zwei Drittel weniger Gehirnzellen verwenden würden, die aus selektierenden Abtreibungen stammen.

Dr. Howard Gendelman, der Leiter des‚ Zentrums für Neurovirologie und neurodegenerative Störungen an der Universität von Nebraska’, sagte, die Reduzierung zeige, dass sein Forschungsteam die Bedenken in der Öffentlichkeit im Hinblick auf den Verbrauch fötaler Zellen ernst nehme, berichtete der “Omaha World Herald” am 11. November. Gendelman sagte, die Reduzierung sei noch erheblicher, wenn man bedenke, dass sich im gleichen Zeitraum die Forschungsaktivität und die Finanzierung durch die föderative Regierung vervierfacht habe.

Ein Sprecher des Gouverneurs Mike Johanns, der gegen die Forschung an fötalen Zellen ist, nannte die Reduzierung einen “sehr positiven Schritt”.

Das Aufsichtskomitee der Universität von Nebraska hatte Ende 1999 die Forschung an fötalen Zellen einstimmig befürwortet, hat aber seitdem zwei Mitglieder mehr, die sie bekämpfen. Die Universität gab ihre Verwendung von fötalem Gewebe solange nicht bekannt, bis Zeitungsberichte sie zwangen, dies im November 1999 zu tun.

Ein weiterer Schritt zum Schutz von Föten wurde unternommen, als die Bush-Regierung ankündigte, dass sie Föten als ungeborene Kinder einstufen werde, um die Schwangerenvorsorge auf einkommensschwache Frauen auszuweiten, berichtete die “Associated Press” am 27. September.

Diese Veränderung bedeutet, dass die Bundesstaaten in die Lage versetzt werden, die Krankenversicherung vom Moment der Empfängnis an auf Föten zu erweitern, indem sie diese in das Kinder-Krankenversicherungs-Programm des Staates einschreiben. Die neuen Regeln gewähren ausdrücklich allen Föten Versicherungsschutz, auch wenn ihre Mütter Einwanderer sind, die keine Regierungshilfe beanspruchen können.

Weil das Programm auf Kinder abzielt, gewährt es zwar Eltern oder schwangeren Frauen keinen Versicherungsschutz, aber die Bundesstaaten können die Erlaubnis bekommen, Erwachsene einzubeziehen, wenn sie dies beantragen. Mit den neuen Regeln wird es eine routinemässige Angelegenheit sein, dass die Bundesstaaten ungeborene Kinder in ihre Programme aufnehmen.

Gerichtsentscheidung über Verteidigung des Fötus

Der rechtliche Status von Föten wurde auch durch die Entscheidung des Appellationsgerichts des Staates Michigan, gestärkt, die besagte, dass eine schwangere Frau ein Recht hat, einen Fötus zu verteidigen, auch wenn dies bedeutet, ihren Angreifer zu töten, berichtete die “Detroit Free Press” am 9. Oktober. Die Entscheidung hob die Verurteilung Jaclyn Kurrs wegen Tötung ihres Freundes auf und ordnete die Eröffnung eines neuen Prozesses an, weil der Prozessrichter die Jury nicht über die Schutzbestimmung, “Verteidigung von anderen” unterrichtet hatte.

Frau Kurr habe nach dem Gesetz des Staates Michigan zum Schutz von Föten ein Recht darauf, den Anspruch vorzubringen, erklärte das Gericht. Dieses Gesetz aus dem Jahre 1998 bestraft eine Person, die einen Fötus oder einen Embryo bei einem Angriff auf eine schwangere Frau verletzt oder tötet.

Die schwangere Frau Kurr war von ihrem Freund, Antonio Pena, zweimal gegen ihren Leib geschlagen worden. Frau Kurr hatte ausgesagt, dass sie Pena ermahnt habe, sie nicht wieder zu schlagen, weil sie sein Kind trage. Als Pena sie wieder angriff, stach Frau Kurr ihn in den Brustkorb, sagte sie der Polizei. Frau Kurr hatte ein paar Wochen später eine Fehlgeburt.

Heather Bergmann, Anklägerin des Bezirksgerichts von Kalamazoo County, sagte, sie werde beim Obersten Gericht des Staates Michigan gegen den Entscheid Berufung einlegen.

Etwa die Hälfte der US-Bundesstaaten habe Gesetze zum Schutz von Föten, bemerkte George F. Will in seinem Kommentar zu dem Fall (Kurr) in der “Washington Post” am 27. Oktober. Der Schutz sei nur anwendbar in Fällen von Aggression von dritten Parteien, nicht der Mütter selbst, wenn sie abtreiben will, da ja (das Recht auf) eine solche Handlung (die Abtreibung) durch die Entscheidung des Obersten US-Bundesgerichts von 1973 in dem Prozess ‚Roe gegen Wade’ zugesichert sei.

Eine Abtreibungskultur mit dem Schutz von Föten zu vereinbaren ist ein Ding der “Unmöglichkeit”, argumentierte Will. Er wies auf eine Werbung von General Electric hin, für ihr neues Ultraschallsystem. Sie zeigt eine schwangere Frau und ihren Ehemann, wie sie über ein unglaublich deutliches Bild der Merkmale ihres ungeborenen Babys staunen.

Dennoch, so sagt Will, nannte das Oberste Gericht im Prozess Roe gegen Wade solche Babys “potenzielles Leben”. Dies, sagte er, ist “eine eigenartige Meinung, die verzeihlich wäre, wenn wir im 11. Jahrhundert lebten und nichts von Embryologie oder Mikrobiologie wüssten – als ob der Beginn des Lebens eine Frage reiner Vermutung wäre.”

“Abtreibung ist eine Verletzung der Menschenrechte, die, was ihr Ausmass angeht, ohne gleichen ist, und sie ist eine Grausamkeit gegen die ganze Menschheitsfamilie”, sagten die US-Bischöfe in ihrer Erklärung vom 12. November, dem 30. Jahrestag des Urteils im Prozess ‚Roe gegen Wade’. Seit jenem schicksalsschweren Tag im Jahr 1973 sind über vierzig Millionen Menschenleben vernichtet worden, stellten sie fest.

Datum: 04.12.2002
Quelle: Zenit

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