Abstimmung

Diskussion um die Frage des Geldes

Am 10. Juni 2018 hat das Schweizervolk über die Vollgeld-Initiative abzustimmen. Zum brisanten Thema kreuzten vergangene Woche in der St.-Anna-Kapelle in Zürich Befürworter und Gegner die Klingen.
Rolf Probala, Thomas Wallimann, Antoinette Hunziker und Carlos Lenz (v.l.)

Am 26. April 2018 lud die Evangelische Gesellschaft des Kantons Zürich zu einem Podium ein. Dieses wurde vom früheren Tagesschau-Redaktionsleiter Rolf Probala moderiert. In der Runde diskutierten Carlos Lenz, Leiter Volkswirtschaft bei der Schweizerischen Nationalbank SNB, Initiativen-Mitinitiant Christoph Pfluger, die BEKB-Verwaltungsratspräsidentin Antoinette Hunziker sowie Thomas Wallimann, Sozialethiker und Theologe. Einleitend informierte Carlos Lenz, wie das Zusammenspiel zwischen der SNB und den Geschäftsbanken funktioniert. Er unterschied zwischen dem Zentral­bankgeld, das in Form von Banknoten als gesetzliches Zahlungsmittel im Umlauf ist, und dem von den Banken geschöpften Buchgeld, welches kein gesetzliches Zahlungsmittel darstellt.

«Krieg zwischen Arm und Reich»

Hier setzt die Kritik von Christoph Pfluger an. Einleitend sagte er: «Durch die Möglichkeiten der elektronischen Geldschöpfung schaffen Privatbanken 90 Prozent der Geldmenge. Die Initiative will die Steuerung der gesamten Geldmenge wieder ausschliesslich der SNB zuweisen.» Pfluger sprach von einem gravierenden Problem und zitierte Warren Buffet, den drittreichsten Mann der Erde: «Es herrscht Krieg zwischen Arm und Reich. Wir Reichen werden diesen Krieg gewinnen.» Der Mitinitiant sieht darin nur Verlierer. Er betonte die massive Überschuldung von Ländern als Ursache der heutigen expansiven Geldpolitik. Antoinette Hunziker verteidigte im Podium vor rund 130 Zuhörern das aktuelle System als effizient. Das eigentliche Problem sei bei der Geldgier einzelner Player zu finden. Der Ethiker Thomas Wallimann doppelt nach: «Geld macht egoistisch, es verändert die Psyche des Menschen. Das Zahlungsmittel muss auch für die schwächeren Menschen da sein.»

Knackpunkt Spekulation

Pfluger wies unter anderem auf die Gefahr einer spekulativen Immobilien-Blase hin: «Das von den Zentralbanken in die bröckelnde Wirtschaft gepumpte Geld liess die Zinsen massiv purzeln. Kapitalgesellschaften nutzen die Gunst der Stunde und bauen Häuser auf Halde. Sie nehmen dabei bewusst Leerstände in Kauf, weil leere Räumlichkeiten aufgrund der sehr tiefen Zinsen zurzeit so gut wie nichts kosten.» Carlos Lenz betonte die Vorzüge des gegenwärtigen Systems: «Heute können wir eine flexible Geldpolitik betreiben. ­Devisen-Stützungskäufe, um den Franken am Devisenmarkt gegenüber ausländischen Währungen zu Gunsten unserer Exportwirtschaft zu schwächen, wären nach Einführung des Vollgeldes nicht mehr möglich.» Im Verzicht auf das elektronische Buchgeld sieht Lenz darum mehr Nachteile als Vorteile.

Zur Webseite:
Vollgeld-Initiative

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Datum: 04.05.2018
Autor: Daniel Wagner
Quelle: idea Spektrum Schweiz

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