Lohngerechtigkeit

Hätte Jesus für die 1:12-Initiative gestimmt?

Ein Drittel der Stimmenden wollte, dass die bestverdienenden Manager nicht mehr als das Zwölffache des geringsten Lohns im Konzern verdienen. Ist das Anliegen nach der Niederlage vom Tisch? Aus christlicher Sicht darf es nicht unter den Tisch fallen. Aber es sind auch neue Ideen gefragt.
Business-Leute auf Erfolgstreppe

Ein gutes Drittel hat der 1:12-Initiative zugestimmt, ein weiteres Drittel hätte ihr wohl zugestimmt, wenn sie realistischer gewesen wäre und wenn die Stimmenden nicht Angst vor Steuerausfällen, Ausfällen bei den Sozialversicherungen und Wegzügen von Konzernen gehabt hätten.

Wer ist ein guter Staatsbürger?

Für viele Christen in der Schweiz stellte sich die Frage: Soll ich als Christ ideell abstimmen und einem Missstand gegensteuern, auch wenn eine Annahme der Volksinitiative bei der Umsetzung einige Probleme bringen und dem Land vielleicht etwas an Wohlstand kosten könnte? Oder soll ich als Staatsbürger pragmatisch sein und mich für das wirtschaftliche Wohl entscheiden, auch wenn die biblische Ethik dabei leidet? Oder soll ich die neue Forderung unterstützen, wenigstens bei den Staatsbetrieben einen 1:15-Lohndeckel einzurichten. Mehr Lohngerechtigkeit und eine bessere Einkommensverteilung würde unsererem Land gut tun.

Jesus hat gewarnt – und gehandelt

Jesus hat zu Fragen wie Lohn, Reichtum und materieller Sicherheit sehr unkonventionell und manchmal zum Entsetzen seiner Zeitgenossen gehandelt und gesprochen. Dem reichen Jüngling, der sich für Jesus und seine Botschaft interessierte, trug er auf, sein ganzes Vermögen zu verschenken. Den reichen Kornbauer schildert er uns als Negativbeispiel für Leute, die ihre Sicherheit auf viel Geld setzen. Empfindlich reagierte er auf Leute, welche die Gottessuche kommerziell ausnutzten. Er warf die Händler und Geldwechsler aus dem Tempelhof. Andererseits lud er sich beim Abzocker Zachäus zum Essen ein und eröffnete ihm damit die Möglichkeit zu einer Lebenswende und zur Wiedergutmachung.

Deutlich wird in der ganzen Bibel, dass Geldmacht immer wieder zu Ungerechtigkeit führt. Richtig genutzt kann Geld viel Segen bringen und Leid und Armut lindern. Wieviel Gutes hätte der reiche Jüngling mit seinem Geld tun können? Es lohnt sich daher, auch politisch für mehr Lohngerechtigkeit und eine bessere Einkommensverteilung zu kämpfen, ganz im Sinne der Losung: das Beste für die Stadt tun. Renommierte Ökonomen setzen sich für mehr Lohngerechtigkeit ein und argumentieren, dass es einer Gesellschaft, die hier zuviel Ungerechtigkeit zulässt, auf die Länge nicht gut gehen wird, weil sie soziale Spannungen generiert.

Die Alternative

Es gibt hier noch eine andere Schiene, die zu bedenken wäre: Evangelische Christen könnten den reichen Menschen Möglichkeiten offerieren, mit ihrem Geld Gutes zu tun, ohne dass der Staat sie zu neuen Abgaben oder Einschränkungen zwingt. Sie könnten aus eigener Initiative ihr Geld für menschenfreundliche Projekte einsetzen, so wie das Leute wie Bill Gates in Amerika tun. Möglichkeiten dazu gäbe es viele, aber vielleicht muss man reichen Menschen hier auf die Sprünge helfen. Wie wäre es etwa mit einer Daniel Vasella-Stiftung, die Entwicklungsprojekte von Tear Fund, StopArmut und andern guten Hilfswerken in Afrika unterstützen würde?!

Ob Jesus für die 1:12-Initiative gestimmt hätte, darüber können wir nur spekulieren. Aber er hätte sie ganz bestimmt genutzt, um uns zu einer wichtigen Einsicht zu verhelfen.

Datum: 27.11.2013
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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