Erlebnisse der Überflussgesellschaft

Der Mensch gewinnt sein Leben nicht aus seinem Besitz

Was wäre der Westen, wo ständen wir in Europa, wenn wir nicht kaufen und verkaufen könnten? Handel muss sein; er bringt Abwechslung ins Leben und schafft Wohlstand. Doch sättigt uns, was wir kaufen können?
Was wären wir, wenn wir nicht kaufen und verkaufen könnten?
Die Finanzkrise lässt die Frage aufkommen, was wir wirklich brauchen.

Im Markt entfaltet sich Handel. Er treibt aufgrund des Herdentriebs und der Verführbarkeit mancher Teilnehmer, wegen Habgier, Genusssucht und Grössenwahn, auch exotische und giftige Blüten. Wertpapiere zum Beispiel, von denen niemand wirklich sagen kann, worauf sie sich beziehen. Irgendwann platzt die Blase, und "Werte" in Billionenhöhe sind vernichtet. Doch nicht nur die globale Finanzkrise, auch ein Konsumtempel wie das Berner Westside, das eben seine Tore geöffnet hat, ruft der Frage, was wir wirklich brauchen.

Ab auf die Seychellen…

Die Wirtschaft fährt auf mobile, kaufkräftige Marktteilnehmer ab, macht ihnen den Hof. Und dies obwohl der Erlebnishunger und die von ihm getriebene Mobilität mitunter unsinnig hohe ökologische Kosten verursachen. Wer sucht das altbekannte Kleidergeschäft nebenan auf, wenn er im Westside ein Dutzend schicke Boutiquen abschreiten kann? Die Autokilometer steckt er weg. Wer braucht angesichts der warmen Strände Europas Badeferien am Indischen Ozean, in der Karibik? Doch die Werbung suggeriert, dass wir uns sie leisten sollten - weil Freunde da waren, nein: weil wir es uns wert sind...!

Stimmung bitte!

In der Überflussgesellschaft geht es ums Erlebnis. Nicht nur, was ich kaufe, sondern wie ich mich dabei fühle, wird wichtig. In einem Papier des Gottlieb Duttweiler Instituts GDI in Rüschlikon, der Westside-Pressemappe beigelegt, stehen die Sätze: "Im Vordergrund steht … der Erlebnis- und Erfahrungsgewinn der Kunden - und zwar vor, während und nach dem Kauf. Ladenlokale werden zu Orten, wo man entdecken und experimentieren kann, wo man unterhalten wird und eine angenehme Zeit verbringt. Mood Managment, also die Regulierung von Stimmungen rund ums Shopping, gewinnt an Bedeutung."

Tempel der anderen Religion

Erfolgreich treibt der Handel, der den inneren Menschen, sein Gemüt anspricht. Aber was das Portemonnaie leert, füllt deswegen die Leere der Seele noch nicht aus - bei hunderttausend Werbespots, die dies glauben machen wollen. Haschen nach Wind nennt der Prediger der Bibel das Streben nach Erfüllung mit materiellen Gütern. Es reicht nicht hin, dass wir uns in diesem Streben mässigen oder ökologischer verhalten. Wir brauchen eine andere Qualität von Gutem. Zentren des Konsums und Geniessens wie das Westside können davon ablenken - und tun es, werden eigentlich Tempel, wenn sie Haben und Geniessen absolut setzen und die seelisch-geistliche Dimension völlig ausblenden.

Immer mehr fürs Auge

Der weise Johannes, einer der Autoren des Neuen Testaments, sprach von der "Gier der Augen" (Die Bibel, 1. Johannesbrief, Kapitel 2, Vers 16). Eine der schärfsten Warnungen sprach Jesus bezüglich Habgier aus. "Denn der Mensch gewinnt sein Leben nicht aus seinem Besitz, auch wenn der noch so gross ist" (Lukas 12,15). Diese Sätze gelten auch fürs Mood Managment - wir gewinnen unser Leben nicht durch exquisite Erlebnisse und einmalige Genüsse.

Weg vom "Lonesome Shopping"

Selbständigkeit ist zentral für unsere Lebensqualität, aber verführerisch. Für ein ganzheitliches Leben brauchen wir vertrauensvolle Beziehungen. Zuerst zu Gott, der uns geschaffen hat und erhält, dann auch zu den Menschen, die uns geschenkt und anvertraut sind. Dies lässt auch das GDI-Paper ahnen. Gemäss ihm macht Einkaufen miteinander mehr Spass in einer Zeit, da "die Sehnsucht nach Nähe, Zugehörigkeit und Verbindlichkeit wächst" - als würde das Kauferlebnis Beziehung stiften.

Erbitten statt kaufen

Prägnant hat Jesus formuliert, was der Beziehung zugrunde liegt: nicht Handel, sondern Mitteilung. Zu denen, die mit ihm herumgezogen waren, sagte er: "Ich nenne euch nicht mehr Diener, denn ein Diener weiss nicht, was sein Herr tut. Vielmehr nenne ich euch Freunde; denn ich habe euch alles gesagt, was ich von meinem Vater gehört habe… Alles, was ihr vom Vater in meinem Namen, unter Berufung auf mich, erbittet, wird er euch geben" (Johannes 15,15-16). In der Freundschaft mit Jesus geht die Tür auf zu den Schätzen von Gott selbst - wenn wir uns nicht zu gut sind, sie zu erbitten.

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Westside: Erlebnis-Shopping nach Berner Art

Datum: 14.02.2013
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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