100 Pflegekinder pro Jahr

Menschen fassen wieder Mut und erhalten Perspektive

Pro Jahr begleitet die Non-Profit Organisation Familynetwork rund 100 Pflegekinder. «Das bedeutet, Familynetwork sucht interessierte Familien, bildet sie zu Pflegefamilien aus und vermittelt aus den verschiedenen Anfragen von Behörden ein passendes Pflegekind», beschreibt Geschäftsführer Beat Bachmann die Tätigkeit des Werks im Interview mit Livenet.Livenet: Beat Bachmann, was sind die Haupttätigkeiten des Familynetwork? Beat Bachmann:
Pflegefamilie (Symbolbild)
Beat Bachmann

Familynetwork ist eine Non-Profit Organisation, die verschiedene Angebote im Bereich Kinder, Jugendliche und Familien bereitstellt. Ein wichtiges Tätigkeitsfeld ist die Begleitung von Pflegekindern und Pflegefamilien. Das bedeutet, Familynetwork sucht interessierte Familien, bildet sie zu Pflegefamilien aus und vermittelt aus den verschiedenen Anfragen von Behörden ein passendes Pflegekind. Im Anschluss werden die Pflegefamilien regelmässig begleitet. Die Begleitung dauert so lange, wie das Pflegekind in der Familie bleibt, das kann von einigen Wochen bis zur ganzen Kindheit und Jugend sein.

Familynetwork platziert auch minderjährige Flüchtlinge in Familien und engagiert sich in der beruflichen Integration dieser Jugendlichen. Wir haben einen Auftrag überall dort wo es um Kinder und Familien in schwierigen Situationen geht.

Wie viele Kinder konnten durch Ihre Arbeit ein (vorübergehend) neues Daheim finden?
Familynetwork begleitet seit fast 12 Jahren Pflegekinder und Pflegefamilien vor allem in den Kantonen Bern, Aargau, Zürich und Solothurn. Wir begleiten jedes Jahr rund 100 Pflegekinder, davon sind jeweils etwa ein Drittel vorübergehende Platzierungen.

Welche Momente bewegen Sie besonders in Ihrer Arbeit?
Mich bewegt es, Menschen mit meinem ganz persönlichem Einsatz zu helfen, wieder Mut zu fassen und Perspektiven zu sehen.

Gibt es Geschichten, wo sie jemandem geholfen haben, der dadurch anschliessend selbst zum Mitarbeiter bei Ihnen wurde?
Immer wieder melden sich ehemalige Pflegekinder bei ihren Pflegefamilien und bedanken sich für die Zeit, die sie bei ihnen verbracht haben. Es wäre wirklich mal spannend, solche Geschichten aufzuschreiben. Auch wenn die Beziehungen manchmal in Krisenmomenten schwierig sind und sogar zerbrechen – die Tatsache, dass jemand sein Haus und seine Familie öffnet und ein Kind in einer Notsituation aufnimmt, löst Dankbarkeit aus. Wir leben diesen tief christlichen Wert bewusst und erleben dadurch viel Bereicherung.

Sie vermitteln auch Flüchtlingskinder. Wie sieht diese Thematik gegenwärtig aus?
In unserem Pflegefamilien im Aargau leben immer noch rund 15 minderjährige Flüchtlinge. Mittlerweile gehen diese zur Schule und stehen bald vor der Lehrstellensuche. Dabei ist es sehr schwierig für sie, an ihrer Zukunft zu arbeiten, wenn ihr Verbleib in der Schweiz nicht geklärt ist. Die gegenwärtige Asylpolitik wirkt sich bei diesen Minderjährigen als Verunsicherung aus. Sie wissen nicht, ob es Sinn macht, eine Zukunft aufzubauen oder ob sie unerwünscht sind und schon bald wieder weitergeschoben werden. Auch in dieser Situation ist es hilfreich, Anschluss und Beziehungen in einer Familie zu haben.

Sie sind Mitglied bei der Evangelischen Allianz. Welche Rolle spielt der christliche Glaube im Familynetwork?
Wir, Vorstand und Geschäftsleitung, engagieren uns für diese Aufgabe aufgrund unserer christlichen Überzeugung. Die Werte, die ich oben angesprochen habe, sollen praktisch und im Alltag gelebt werden: Jemanden in einer Notsituation aufnehmen, jemandem ein Gegenüber werden, tragfähige Beziehungen leben, sich langfristig für Menschen engagieren, die Liebe Gottes praktisch weitergeben. Wie unsere Mitarbeitenden oder unsere Klienten zum christlichen Glauben stehen, ist nicht entscheidend.

Wir suchen interessierte Pflegefamilien. Bei einem unverbindlichen Besuch einer erfahrenen Mitarbeiterin können alle Fragen zur Tätigkeit als Pflegefamilie gestellt werden, damit eine Entscheidung zu dieser schönen Aufgabe fundiert gefällt werden kann.

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Datum: 19.12.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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