"Die neue Schweizer Familie"

Schweizer Familie

Seitdem die demographische Krise – zuwenig Kinder zur Sicherung unserer Zukunft – geortet ist, spriessen auch Vorschläge zu deren Überwindung. So etwa im neuen Buch des Wirtschaftsjournalisten Beat Kappeler: „Die neue Schweizer Familie“.

„Kinder sind rar. Heute erwerben die Europäerinnen die gleiche Bildung wie die Männer und steigen daher begeistert in einen Beruf ein. Da sie aber gemäss alter Rollenteilung auch die Kinder betreuen sollen, verzichten sie auf diese. Daher stirbt Europa hochgebildet aus, wenn nicht die jungen Männer diese Betreuerrolle ebenfalls übernehmen.“ So bringt Kappeler seine Analyse der Situation auf den Punkt.

Konkret schlägt Kappeler vor, dass Vater und Mutter in den ersten Lebensjahren der Kinder ihre Arbeitszeit auf je 70 bis 80 Prozent reduzieren und sich partnerschaftlich an der Erziehung beteiligen. Dazu müsse auch die Wirtschaft ihren Beitrag leisten, indem sie solche Arbeitszeitmodelle – auch für Kadermitglieder – ermögliche. Dem Staat überträgt Kappeler vor allem die Aufgabe, gute Rahmenbedingungen wie Krippenplätze sowie Tagesschulen zur Verfügung zu stellen. Staatliche finanzielle Beiträge wie Kinderzulagen oder Mutterschaftsversicherung allein brächten die Leute nicht dazu, Kinder zu haben, sagte Kappeler am 29. März 2004 im Tagesgespräch von Radio DRS-1.

Kappeler räumte dabei ein, dass die Flexibilität für solche Arbeitszeitmodelle bei vielen Arbeitgebern noch nicht vorhanden sei. Noch brauche es für viele Mut, bei ihrem Chef eine Pensenreduktion auf 70 Prozent zu verlangen. Dazu brauche es einen Mentalitätswandel sowohl bei den Unternehmern wie bei den Männern. Die heutige Arbeitswelt ermögliche jedoch eine Vielzahl von Flexibilisierungen, die es Paaren ermöglichten, ihre Präsenzzeit für die Kinder zu organisieren. Aufgaben seien teilbar geworden, gerade auf Kaderstufe. Kappeler appelliert gleichzeitig an die Arbeitgeber, die Managementfähigkeiten von Menschen zu entdecken, die sich in der Kindererziehung engagiert haben. Kappeler: „Einen Zweitklässler morgens fachgerecht über die Schwelle zum Schulgang zu bringen, erfordert mehr Managementkniffe, als einen 200-Mann-Betrieb zu leiten.“

Nach dem Beispiel der USA kann sich Kappeler auch vorstellen, dass mehr private Dienstleistungen in Form von Kinderbetreuungsangeboten entstehen, die Arbeitsplätze schaffen und gleichzeitig Eltern mehr Spielraum geben. Eine Möglichkeit, die auch im Rahmen der Kinder- und Familienarbeit der christlichen Gemeinden ausbaufähig wäre.

Beat Kappeler: Die Neue Schweizer Familie. Familienmanagement und Rentensicherheit. Nagel & Kimche, München/Wien 2004. 151 Seiten.

Quelle: SSF/ Livenet

Datum: 02.04.2004
Autor: Fritz Imhof

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