Erwachsenen-Konzepte verschlimmern oft Kindersorgen

Beziehungen

Stetten. Einer der häufigsten Fehler in der Seelsorge mit Kindern ist, Ansätze der Erwachsenenarbeit zu verwenden. Dies erklärte der Pädagoge und Psychologe Jörg Dieterich (Freudenstadt) bei einer Fachtagung für Erzieher und Seelsorger am 14. und 15. Januar in Echterdingen-Stetten bei Stuttgart. Veranstalter war die “Fachgesellschaft für Biblisch-Therapeutische Seelsorge (BTS)”, deren Beratungsstelle für Kinder- und Jugendseelsorge Dieterich leitet.

Den meisten Therapeuten seien Denken, Moral, Vorstellungswelt, Schmerzempfinden und Zeitwahrnehmung junger Menschen weitgehend unbekannt. Konzepte, die bei Erwachsenen erfolgreich seien, verschlimmerten meist die seelischen Nöte von Jugendlichen. Sie merkten, dass ihnen nicht geholfen werde, und bauten ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber allen therapeutischen Hilfen auf, sagte Dieterich, der auch Dozent am BTS-Institut für Psychologie und Seelsorge ist.

Sinn des Lebens

Die meisten Jugendlichen kämen wegen Depressionen. In den vergangenen Jahren mehrten sich die Klagen, dass man keinen Sinn im Leben sehe. Auch bei der Behandlung von Hyperaktivität, Essstörungen und Magersucht müssen laut Dieterich religiöse Dimensionen berücksichtigt werden. Kinder brauchten Vorbilder und Werte, wie sie die Bibel vermittele.

In der Regel sind Eltern die besten Psychologen

Der Psychiater Herbert Scheiblich (Altensteig/Schwarzwald) empfahl, bei der Lösung psychosozialer Probleme zunächst den gesunden Menschenverstand einzusetzen. In der Regel seien Eltern die besten Psychologen. Fremde Fachleute sollte man nur dann hinzuziehen, wenn man in Krisensituationen neue Anstösse brauche. Nach Ansicht des Pädagogen Wilhelm Faix (Eppingen bei Heilbronn) vom Theologischen Seminar Adelshofen bilden stabile Familien den besten Schutz gegen seelische Störungen. Eine noch wenig bekannte Ursache für psychosoziale Probleme sei die “Rollenumkehr”. Dabei machten Vater oder Mutter Kinder zu Vertrauten, Tröstern und Ratgebern. Auch dies könne zu Depressionen führen.

Datum: 20.01.2003
Quelle: idea Deutschland

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