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Warum rast mir die Zeit so davon?

Wir richten uns nach ihr. Wir haben meist zu wenig von ihr. Wir eilen ihr hinterher. Wir vergeuden sie oder nützen sie aus. Sie heilt Wunden. In den Ferien sollten wir die Möglichkeit haben, über sie nachzudenken: Unsere Zeit.
Warum rast mir die Zeit davon
Die Zeit fliesst dahin.

Meine Buchhandlung hatte mal im Schaufenster 14 neue Bücher zum Thema Zeit ausgestellt. Der Herder-Verlag warb mit einem eindrücklichen Plakat, auf dem in einer Sanduhr Honig nach unten tröpfelt: Time is honey! Der Titel des neuen Herder-Buches: «Es muss in diesem Leben mehr als Eile geben».

Was ist Zeit?

Nebst Autoren unserer Zeit haben sich früher schon unzählige Philosophen und Naturwissenschafter mit dem Phänomen Zeit auseinandergesetzt. Jedenfalls hätte ich in unserer Stadtbibliothek unter weit über 3500 Titeln dazu wählen können. Da bleibt mir nur, mit dem Theologen Aurelius Augustin zu seufzen: «Solange mich niemand danach fragt, ist's mir, als wüsste ich, was Zeit ist; doch fragt man mich und soll ich es erklären, so weiss ich's nicht.»

Ohne Uhr

Stellen Sie sich mal vor, Sie könnten Ihre Armbanduhr eines Tages im hohen Bogen wegwerfen! Die Zeit würde Sie nicht mehr kümmern und wäre für Sie nicht mehr relevant. Einfach in den Tag hineinleben, ohne Uhr und ohne die allgegenwärtige Zeit, die uns so sehr im Griff hat! Ohne Eile durch den Tag gehen, ohne sich nach Fahrplänen, Öffnungszeiten, Stempeluhr oder Terminen zu richten. Fraglos, wir wären ab sofort nicht mehr «dabei», könnten am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teilnehmen, denn alle andern richteten sich weiter nach der Uhr. Der Gedanke wäre verlockend, einmal einfach so in den Tag hineinzuleben!

Zeitbestimmt

Mit der Zeit leben wir, ohne dass wir uns darüber Gedanken machen. Sie bestimmt und ordnet unser Leben und den sozialen Ablauf. Die Zeit gibt unserem Tag Struktur und bestimmt fast unser ganzes Tun. Vor dem Einschlafen bestimmen wir, wann wir wieder geweckt werden wollen. Wenn wir aufstehen, wissen wir, wann wir heute was tun werden. Wir verabreden uns zu einer bestimmten Zeit. Wir richten uns nach Fahrplänen, Uhren und Menschen. Wir sind total zeitbestimmt. Man kann aus der Zeit nicht heraustreten. Man kann sie weder aufhalten noch beschleunigen oder verlangsamen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft prägen unser Leben.

Die Zeit ist eine weise Einrichtung Gottes. Sie soll uns nicht knechten, sondern dienen. In der Bibel finden wir viele Verse zum Thema Zeit. Zum Beispiel:

  • «Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.» (Die Bibel, Prediger, Kapitel 3, Vers 1)
  • «Seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.» (Markus, Kapitel 13, Vers 33).
  • «Denn tausend Jahre sind vor dir wie ein Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.» (Psalm 90,4)

Gottes Zeitrechnung und Plan ist geheimnisvoll und mit unserem Verstand nicht zu begreifen. Er bemisst auch die Lebensspanne jedes Menschen. Wir wissen nicht, wann unsere Zeit abgelaufen ist.

Keine Zeit?

Die Zeit ist uns gegeben und wir können sie gestalten. Der Umgang mit der Zeit muss allerdings gelernt sein! Das «Keine-Zeit-haben» ist der Gegenpol von «Sich-Zeit-lassen» oder «Sich-Zeit-nehmen». Wer hat dies schon immer im Griff? Manchmal gelingt es uns besser, uns Zeit zu nehmen und uns Zeit zu lassen. Manchmal aber sind wir auch Gehetzte und Gejagte von all unseren Aufgaben und wir leiden unter unserer Zeitnot. In jedem Menschenleben gibt es aber auch Zeiten, in denen man zu viel Zeit hat: Kinder, Arbeitslose, Rentner und Kranke klagen manchmal über Langeweile.

Wer zu viel Zeit hat, spricht nicht darüber, denn die «Zeitreichen» finden in unserer Gesellschaft weniger Beachtung als die, die Zeitnot haben. Wer über «keine Zeit» klagt, ist gesellschaftlich anerkannt. Wer zugibt, viel Zeit zu haben, disqualifiziert sich selbst und scheidet aus der Gesellschaft derer aus, die etwas leisten.

Die Zeit auskaufen

Wir können darüber jammern, weil die Zeit vergeht, oder wir können sie positiv füllen. Alle Menschen wollen ihre Lebenszeit ausnützen. Wer nach dem Tod kein Ziel hat, will dem Leben hier und heute so viel wie möglich abgewinnen und die Zeit, die ihm bleibt, auskosten.

Wie füllt man seine Zeit nun am besten aus? Jeder Mensch muss diese Frage für sich persönlich beantworten. In der Hektik des Alltags finden dazu viele kaum die nötige Ruhe. Doch im Urlaub bleibt Zeit für eine Standortbestimmung. Viele haben den Wunsch, im Alltag nicht mehr so weiterzumachen wie vorher. Aber wie?

Eine Standortbestimmung

Hilfreich ist das Leben einmal vom Ende her zu betrachten. Stellen Sie sich diese Fragen:

  • Wo möchte ich mit 65 oder 85 stehen?
  • Worauf möchte ich einmal zurückschauen?
  • Was hat bestehenden Wert?
  • Was ist eigentlich mein Lebensauftrag?

Überdenken Sie Ihre Lebensbereiche in diesem Sinn und schreiben Sie Ihre Ziele auf! Machen Sie sich auch Gedanken, wie Sie diese Ziele erreichen wollen. Damit kann ein Papier entstehen, das Sie über Jahre hinweg begleitet und das Sie immer wieder hervorziehen, um erneut eine Standortbestimmung vorzunehmen.

Buch zum Thema:
Marion und Werner Tiki Küstenmacher: Simplify Your Life - Endlich mehr Zeit haben


Datum: 10.10.2011
Autor: Esther Reutimann
Quelle: Chrischona Magazin

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