Jesus und seine Verehrerinnen

Mit Jesus von Nazareth unterwegs sind seine zwölf Jünger. Sie bilden den Kern der Bewegung um den Wanderprediger, der von der Güte und Strenge Gottes spricht und Kranke auf wunderbare Art heilt. Auch Frauen.
Zum Engagement befreit: Maria von Magdala folgte Jesus auf seinem Weg.
Hingabe und Erotik: Christine Diensberg als Maria Magdalena, Thomas Peters als gekreuzigter Jesus in der Augsburger Inszenierung von „Jesus Christ Superstar“, Sommer 2006.
Offenes Ohr: Jesus nahm sich notleidender Frauen an.

In Scharen kommen sie zu ihm, um geheilt zu werden. Unter den Leidenden ist Maria aus Magdala. Ihr geht es gar nicht gut; sie wird von sieben bösen Geistern geplagt. Im Gespräch mit Jesus fahren die Dämonen alle aus – sie ist frei, hat wieder Kraft zum Leben!(1) So dankbar ist sie dem Meister, dass sie fortan seine Gruppe unterstützt und zwischendurch auch mit den Männern wandert.

Besonders freut sie sich, wenn sie mit zu den Festen nach Jerusalem gehen kann, die im jüdischen Gesetz vorgeschrieben sind. Denn dort, auf dem Tempelberg, setzt sich der volksnahe Jesus mit den religiösen Führern auseinander und erläutert seine befreiende Botschaft: dass Gott seine Menschen wie ein fürsorglicher Vater liebt.(2)

Proviant und mehr

Maria Magdalena ist nicht die einzige Frau in der Nähe von Jesus, wie Lukas (von Beruf Arzt) in seinem Bericht vermerkt. Johanna begleitet Jesus und seine Jünger ebenfalls und versorgt sie mit Proviant. Die Gruppe ist meistens unterwegs und führt – von Einladungen abgesehen – ein karges Leben. Johannas Mann hat in der Verwaltung von König Herodes Antipas eine bedeutende Stellung. Aus ihrem Vermögen schöpft sie gern, da Jesus sie geheilt hat. Was ihr geschenkt wurde, soll auch andern zugute kommen. Eine dritte Frau, die das Wirken von Jesus in Galiläa namhaft unterstützt, ist Susanna. Neben diesen dreien sind viele weitere Frauen, verstreut übers Land, zum Helfen bereit.

Ungezwungen

Wie nahe lässt Jesus Verehrerinnen an sich heran? Dankbar für die Unterstützung, geht er erstaunlich ungezwungen mit ihnen um.(3) Dass Frauen ebenso wie Männer zu seinem vertrauten Kreis gehören (ohne dass sie dieselben Aufgaben hätten), fällt auf. Die Wertschätzung, die er ihnen entgegenbringt, beglückt sie. Sie spüren, dass er sie als eigenständige Persönlichkeiten würdigt.(4) Umschwärmt werden will er nicht, erotische Geplänkel liegen ihm fern. Denn er brennt für seine Mission. Einmal ruft er aus: „Ein Feuer auf die Erde zu werfen – dazu bin ich gekommen!“ (5)

So weist Jesus auch eine Frau zurecht, die ihn anhimmelt und darin seine Mutter Maria einschliesst, die ihn unter ihrem Herzen getragen und ihm die Brust gegeben hat. Glücklich zu preisen sei sie, ruft die Frau aus der Menge. Jesus entgegnet ihr: „Wirklich glücklich zu preisen sind die, die das Wort Gottes hören und es bewahren!“ (6)

Eine neue Familie

Immer wieder macht er deutlich, dass es darauf ankommt. Nichts ist wichtiger als zu hören, was Gott sagt, und es zu tun. Jene, die Gottes Weisung befolgen, bilden eine neue Art von Gemeinschaft. Diese steht in den Augen von Jesus über allem, sogar über seiner Herkunftsfamilie. Dies zeigt sich an dem Tag, als Maria und ihre jüngeren Söhne Jesus aufsuchen. Er ist in einem Haus eben wieder von Dutzenden Menschen umlagert, so dass sie gar nicht zu ihm gelangen.

Wie ihm gesagt wird, dass sie mit ihm reden wollen, stellt er eine erstaunliche Doppelfrage: „Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?“ Und beantwortet sie gleich selbst, indem mit seiner Hand einen Bogen über seine Anhänger zieht: „Seht, meine Mutter und meine Brüder. Denn wer immer den Willen meines Vaters im Himmel tut, ist mir Bruder, Schwester und Mutter.“ (7)

Mutig und aktiv

Viele Frauen, die Jesus nahe stehen, weilen fürs Passafest in Jerusalem, als der Konflikt zwischen Jesus und den religiösen Führern in seiner Verhaftung und Verurteilung gipfelt. Sie weinen beim Kreuz, trauern um den Mann, der Gottes Licht in ihr Leben brachte.(8)

Um ihn ehrenvoll zu bestatten, tragen Maria Magdalena und eine Freundin gleich nach dem Ruhetag in aller Frühe Salböl zum Grab. Sie trauen ihren Augen nicht – der Stein ist weggewälzt, der Leichnam verschwunden. Als erste begegnet dann Maria Magdalena dem Auferstandenen. Durch den Schleier der Tränen meint sie den Gärtner zu sehen, aber dann spricht Jesus ihren Namen aus: „Maria!“. Sie wendet sich ihm zu – überwältigt: „Meister!“ Umfassen, festhalten für immer möchte sie ihren Befreier.

Jesus, von Gott durch die Auferstehung zum Herrn der neuen, ewigen Welt eingesetzt, sagt ihr: „Rühr mich nicht an, denn ich bin noch nicht zum Vater aufgefahren. Geh aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ (9)

Mehr als Glück und Harmonie

In diesem Bericht vom Ostermorgen spiegelt sich die Liebe Maria Magdalenas und anderer Frauen für den Mann aus Nazareth – und zugleich wird deutlich, dass Jesus mehr will und mehr bringt als Liebe, Glück und Harmonie unter Menschen. Die neue Art der Gemeinschaft verwirklicht sich nach der Himmelfahrt von Jesus durch das Wirken seines Heiligen Geistes – die erste christliche Gemeinde in Jerusalem wird von Frauen mitgetragen.(10)

1 Die Bibel, Lukas 8,2
2 Lukas 15,20-24
3 Er lässt sich auch mit fremden Frauen ins Gespräch ein, Johannes 4,6-26
4 Maria und Martha sind seine Gastgeberinnen in Bethanien, Lukas 10,38-42
5 Lukas 12,49
6 Lukas 11,28
7 Matthäus 12,50
8 Markus 15,40-41
9 Johannes 20,1-18
10 Apostelgeschichte 1,14; 12,12

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Datum: 02.03.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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